Edwin Redslob
Buch

Edwin Redslob

Biographie eines unverbesserlichen Idealisten

544 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Preis: 34,90 €

Ein Leben für die Kunst in fünf deutschen Staaten

Edwin Redslob (1884-1973) war der einflussreichste Kulturpolitiker der Moderne. Seine Mission, die bürgerliche Kulturreform in die Gesellschaft zu tragen, verfolgte er über sieben Jahrzehnte. Sein Leben bietet einen einzigartigen Einblick in die verblüffenden Kontinuitäten der deutschen Kulturpolitik über fünf Staatswesen hinweg. Geprägt im Umfeld Harry Graf Keßlers und Henry van de Veldes wird der Kunsthistoriker zum jüngsten Museumsdirektor des Deutschen Reiches. Er ist u.a. befreundet mit Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. Als erster "Reichskunstwart" entwickelt er ab 1920 an der Schnittstelle zwischen Künstlern und Intellektuellen, Staat und Volk eine republikanisch-demokratische "Corporate identity": Er ist für die Gestaltung der Briefmarken, Geldscheine, Münzen, Urkunden und Medaillen des Deutschen Reiches zuständig, zieht die bedeutendsten Künstler der Avantgarde heran, um dem Reichsadler eine neue Form zu geben, er koordiniert Wettbewerbe für die Staatsbauten und das "Reichsehrenmal" für die Kriegstoten. 1933 löst die NSDAP-Regierung das Amt des Reichs-kunst-warts auf und verleibt sich Redslobs Konzepte ein. Schon 1945 nimmt er seine kulturpolitischen Aktivitäten wieder auf und ist u.a. an der Gründung des "Tages-spiegel" und der "Freien Universität Berlin" beteiligt. Redslobs Leben reflektiert das bürgerliche Drama im 20. Jahrhundert auf sehr persönliche Weise. Es zeigt, wie das humanistische Ethos ins Kreuzfeuer politischer Interessen geriet, korrumpiert und instrumentalisiert wurde. Seine Mission musste scheitern, denn sie galt den Menschen eines Jahrhunderts, das Idealisten keinen Platz einräumte. Deswegen ist dieses Portrait auch ein Panoptikum der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Widerstände, ein Pandämonium der Moderne.
Buch
ISBN: 978-3-88221-734-6
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2009
Originaltitel: Edwin Redslob (Deutsch)
Schlagworte: Freie Universität Berlin, Tagesspiegel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmitt-Rottluff, Angermuseum
»Eine kulturelle Rückschau sowohl erhellender als auch beklemmender Art.«
Ellen Pomikalko, Buchmarkt, Juni 2009

»Ich habe das Buch gerne und mit Gewinn gelesen.«
Michael Wolffsohn, WELT am Sonntag, Juni 2009

»Das Geschick jedoch mit dem er es verstand, die drei großen Epochenbrüche der deutschen Geschichte, die sein Leben wie das vieler andere auch kennzeichneten, so überaus auffällig unauffällig mit der eigenen Biografie zu vermitteln, macht ihn als Phänotyp exemplarisch. Dies mit leidenschaftsloser Genauigkeit und ohne wohlfeile moralische Verurteilung herausgearbeitet zu haben, ist das große Verdienst dieser Biografie.«
Johannes Willms, Süddeutsche Zeitung, 29. Juni 2009

»Christian Welzbacher, von Haus aus Kunsthistoriker und ein ausgewiesener Kenner der ästhetischen und personalen Verästelungen der Weimarer Republik, hat Edwin Redslob nun eine differenzierte Biografie gewidmet, die das Drama der deutschen bürgerlichen Existenz im 20. Jahrhundert exemplarisch nachzeichnet. Die vorzügliche Biografie rekonstruiert ein Stück deutscher Kulturgeschichte.«
Ursula Pia Jauch, NZZ, 4. August 2009

»Wie Kunst und Kultur in Deutschland einstmals waren, wird auf breiter Quellenbasis fesselnd erzählt. So bleibt am ende nur das Erstaunen darüber, wie und daß man Edwin Redslob so lange (beinahe) vergessen hat – wo doch Glanz, Versuchung und Scheitern des deutschen Bildungsbürgertums an ihm so deutlich werden können.«
Justus H. Ulbricht, Kulturjournal Mittelthüringen, 4/2009

»Mit ihr [dieser Studie] ist ein weiterer wichtiger Baustein zu einer Geschichte der Kunstgeschichte und ihrer Vertreter im 20. Jahrhundert gelegt worden.«
Sabine Fastert, Sehepunkte, Oktober 2009

»Die Verdienste Edwin Redslobs gehen nicht verloren, ein kritischer Blick auf sein Leben tut aber not – und es ist ein Genuss, dies mit den Augen Christian Welzbachers zu tun
Günter Baumann, Portal Kunstgeschichte, November 2012