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  • 16.12.2016

    Radonitzer: Goldstein lesen 2

    Schach

    Im letzten Kapitel des Romans bekennt der Erzähler (das alter Ego des Autors), Glück wäre für ihn »die Schachveranda im griechischen Limassol auf Zypern und die kleinen Lämpchen auf den Tischen zu einer Tasse Tee mit Rum oder Kognak«. Orte, an denen man Schach spielt, tauchen im Text mehrfach auf; der Erzähler nimmt die Blitzschachspieler, die Kommentatoren, selten die Meister, oft nur im Vorbeigehen wahr. Die Schwindler und Hochstapler tummeln sich an anderen Plätzen.

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    Radonitzer liest Alexander Goldsteins Roman »Denk an Famagusta«

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  • Radonitzer: Goldstein lesen 1
    18.11.2016

    Radonitzer: Goldstein lesen 1

    Es hätte Alexander Goldstein sicher gefallen, hätte er erfahren, dass im Verlag, der 2016 seinen grandiosen Roman »Denk an Famagusta« herausbringen würde, drei Jahre zuvor in der Reihe »Naturkunden« ein großformatiger Band über die Dinosaurier erschienen war. Die phantasievollen Zeichnungen des tschechischen Künstlers Zdeněk Burian ließen jene »Verlorenen Welten« erstehen, in denen andere Geschöpfe die Erde bevölkerten. In der 9. Klasse hatte der junge Alexander einen Aufsatz über »seinen Lieblingshelden« zu schreiben, entgegen dem Rat seines Vaters, eines erfahrenen Journalisten, und dem ungeschriebenen Gesetz, dieser Held dürfe nur ein Bestarbeiter oder Kriegsheld sein, wählte der Knabe eines jener urzeitlichen Wesen, die Echse Chiroterium, entsprungen der Phantasie des Künstlers, denn es gab nicht den geringsten Beweis ihrer Existenz.

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    Radonitzer liest Alexander Goldsteins Roman »Denk an Famagusta«.

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  • Mario Perniola: Vom katholischen Fühlen
    14.10.2014

    Mario Perniola: Vom katholischen Fühlen

    Del Sentire Cattolico - Die römischen Cäsaren an der Wurzel des Papsttums - Der liturgische Formalismus als Schatzkammer der Logik - Die Modernität des Katholizismus - Die andere Sichtweise Mario Perniolas

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  • Joachim Schultz: Kurz und bündig? Probleme beim Übersetzen von Aphorismen
    21.08.2013

    Joachim Schultz: Kurz und bündig? Probleme beim Übersetzen von Aphorismen

    Kurz und bündig müsse er sein. Dies wird man oft hören, wenn man literarisch interessierte Menschen fragt, was man sich unter einem Aphorismus vorzustellen habe. Wenn man etwas länger darüber nachdenkt, werden einem einige Ausnahmen einfallen. Zum Beispiel Adornos Buch Mimima moralia gilt allgemein als Aphorismensammlung, einige darin enthaltene Texte sind mehrere Seiten lang. Gleichwohl gilt der Satz von Jean Paul: "Sprachkürze bringt Denkweite." Darum wird die Kürze bei meinen Überlegungen zur Übersetzung von Aphorismen immer wieder zur Sprache kommen, doch daneben noch eine ganze Reihe weiterer Themen und Probleme, die vielfach allerdings sich ganz allgemein bei Übersetzungen stellen. Im Mittelpunkt stehen meine Übersetzungen französischer Aphorismen ins Deutsche, womit ich mich seit etwa dreißig Jahren beschäftige. Im ersten Teil geht es um Aphorismen des französischen Dichters Saint-Pol-Roux, im zweiten Teil um Übersetzerworkshops, die ich an der Universität Bayreuth geleitet habe.

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  • Jörg Plath: Wassili Golowanows Reisen auf die Insel Kolgujew
    24.05.2013

    Jörg Plath: Wassili Golowanows Reisen auf die Insel Kolgujew

    Erlauben Sie, dass ich Ihnen einen Mann vorstelle, der auszog, das Hoffen zu lernen. Sein Vorgänger im Märchen, so kommt es mir vor, hatte es deutlich einfacher als er. Er bewegte sich in die Welt hinaus, um dort das Gruseln zu lernen, und obwohl ihm allerlei zustößt, was dazu angetan wäre, bleibt er völlig ungerührt, geistesgegenwärtig und handlungsfähig. Das Gruseln lernt er freudig erst am Ende, als des Nachts seine Braut Wasser aus dem Bach mit Gründlingen über ihn kippt. Die Fischart trägt ihren Namen nicht umsonst und bringt Abgründiges ins Spiel, das dem jungen Mann zuvor sehr fern war. Was er im Überfluss besaß, war Selbst- und Weltvertrauen, eines ohne Grund und Boden freilich. Der junge Mann, der hier oben sitzt und auszog, das Hoffen zu lernen, hatte es in eben dieser Hinsicht ungleich schwerer.
    Wassili Golowanow - so heißt der Mann hier oben, der sich Ihren Blicken und bald meinen Fragen aussetzt, so heißt aber auch jene Person, die in einem Buch dieses Mannes die Rolle der Hauptperson und den Erzähler gibt - Wassili Golowanow also besaß kein Weltvertrauen, kein Gottvertrauen mehr, und brach deshalb auf aus seinem Leben.

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  • Sina dell'Anno: Michael Donhausers ›Variationen in Prosa‹
    09.05.2013

    Sina dell'Anno: Michael Donhausers ›Variationen in Prosa‹

    Versucht man, etwas verloren und gleichsam ergriffen in der scheinbaren Undurchdringlichkeit der vielstimmig klingenden Evokationen und abreissend hallenden Erzählfragmenten von Donhausers Variationen, sich diesen Gedichten, die als solche noch nicht einmal durch eine Versform äusserlich gekennzeichnet sind, zu nähern, so wird man mit dem sprechenden Titel, und damit mit der Frage nach dem Was der Variation, quasi der „Variable“ beginnen.

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  • Alexander Pschera: Die gepanzerte Gesellschaft
    26.04.2013

    Alexander Pschera: Die gepanzerte Gesellschaft

    Die Zeit ist gekommen für Entpanzerung. Nicht noch mehr Überwachungskameras in öffentlichen Räumen sind die Antwort auf die Anschläge von Boston, sondern eine geschärfte öffentliche Wahrnehmung gepaart mit Widerstands- und Regenerationsfähigkeit des sozialen Systems, das von den Attacken getroffen wird. Wir müssen also vor allem lernen, uns der katastrophalen Welt anzupassen und aufhören, sie zu bekämpfen. Das ist die Logik der Resilienz.

    Ein Essay von Alexander Pschera

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  • Byung-Chul Han: Die Ethik des Drohnenkriegs
    12.02.2013

    Byung-Chul Han: Die Ethik des Drohnenkriegs

    Alle, vom Luftwaffenchef der Bundeswehr über den Wehrbeauftragten des Bundestages bis zum Bundesverteidigungsminister, wollen sie haben, die bewaffneten Drohnen, am besten sofort. Kürzlich heißt es aus dem Verteidigungsministerium, der Einsatz von bewaffneten Drohnen sei »ohne Zweifel sinnvoll«. Trotz massiver Probleme, die die Tötung per Mausklick mit sich bringt, geht kein Aufschrei durch die Gesellschaft.

    Ein Essay von Byung-Chul Han

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  • Alexander Pschera: Die Erotik der Geheimdienste
    14.11.2012

    Alexander Pschera: Die Erotik der Geheimdienste

    Affairen können symptomatisch sein. Affairen sind Ereignisse des Unerlaubten. Das Unerlaubte sagt manchmal mehr über die Zeit aus als das Erlaubte. Denn es ist derjenige Teil der Wirklichkeit, der nicht einsehbar ist. Auch der Weg, auf dem sich das Unerlaubte verwirklicht, und die Form, in der es kommuniziert, sind signifikant. Affairen werfen ein grelles Licht auf Machtstrukturen.

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    Eine Kritik von Alexander Pschera

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  • Byung-Chul Han: Südkorea - Eine Müdigkeitsgesellschaft im Endstadium
    04.09.2012

    Byung-Chul Han: Südkorea - Eine Müdigkeitsgesellschaft im Endstadium

    Mehr an Information führt auch nicht notwendig zu besseren Entscheidungen. Die Intuition etwa hängt nicht von der Menge der verfügbaren Informationen ab. Durch die wachsende Informationsmasse verkümmert heute das höhere Urteilsvermögen. Oft bewirkt ein Weniger an Information ein Mehr. Die Negativität des Auslassens und des Vergessens ist produktiv. Gerade das analytische Vermögen setzt die Fähigkeit des Aus- und Weglassens voraus. Mehr Information und Kommunikation allein erhellt die Welt nicht.

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    Eine Reportage von Byung-Chul Han

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