Mit einem Gespräch zwischen Emmanuel Carrère und Claudia Hamm
Jean-Claude Romand scheint sein Leben im Griff zu haben. Nachbarn und Bekannte schätzen den erfolgreichen Arzt, seine Bescheidenheit und Intelligenz. Doch plötzlich ermordet er seine Frau und seine beiden kleinen Kinder, seine Eltern und deren Hund. Der Versuch, seine Geliebte und sich selbst zu töten, misslingt, möglicherweise gewollt. Die Ermittlungen der Polizei lassen innerhalb von wenigen Stunden die äußere Fassade einstürzen, dahinter gähnt Leere: Romands Leben ist seit 17 Jahren auf Lügen und Betrug gebaut. »Seine Forscherstelle bei der WHO, Geschäftsreisen, Konferenzen mit hochrangigen Kollegen – all das hatte es nie gegeben.« Und niemand hatte je Verdacht geschöpft. Die Nachricht geht durch die Presse und veranlasst Carrère zu seinem ersten Tatsachenroman. Doch nicht die Fakten ziehen ihn in den Bann, sondern die dunklen Triebkräfte dahinter, »der Widersacher«. Er schreibt Romand, trifft ihn, wohnt seinem Prozess bei, befragt ehemalige Freunde, versucht zu verstehen. Mit einem schonungslosen Blick für die Abgründe unserer Psyche und die Rolle des Sprechens und Schweigens zeigt Emmanuel Carrère die Zerbrechlichkeit unserer sozialen Maske – in einer direkten, rohen Sprache, die seine eigene Fassungslosigkeit spürbar macht und von Claudia Hamm für die Neuausgabe kongenial ins Deutsche übertragen wurde.
»ein absoluter Klassiker«
– Milo Rau, SRF
»Carrère erzählt [...] in seiner eigenen, klaren, schnörkellosen Sprache und spannt einen Spannungsbogen, der süchtig macht, obwohl man den Täter ja von der ersten Seite an kennt.«
– Klappentexterin
»In seinem Tatsachenroman [gibt] Emmanuel Carrère [...] erschreckende Einblicke in die menschliche Psyche. Claudia Hamm hat das absolut lesenswerte Buch endlich ins Deutsche übersetzt!«
– Marc Iven, Geistesblüten
»Der Widersacher ist eine großartig geschriebene Reportage, einfühlsam, aber auch ungeschönt und ohne jeden Hauch von Sensationslust, gleichzeitig Essay und Roman, doch allem voran ein ergreifendes Stück Literatur [...]«
– Axel Vits, KommBuch.com
»Carrère formuliert auf den Punkt. Ein meisterhaftes Werk, meisterhaft übersetzt, das in keiner Bibliothek fehlen sollte.«
– Mareike Liedmann, ekz Bibliotheksservice
»Carrères Werk ist voller psychischer Extreme. Zu diesen gehört auch seine eigene Arbeitsweise. Die Verstrickung seiner eigenen Lebensgeschichte mit der seiner Figuren hat sich mit jedem seiner Bücher zugespitzt. Er studiert die intimsten Eigenschaften seiner Figuren ebenso intensiv wie seine eigenen.«
– Hanna Engelmeier, Süddeutsche Zeitung
»Carrère verhehlt nicht, dass sich etwas Dunkles vollziehen muss, um unser Interesse zu gewinnen. Es bleibt ein Unbehagen an der Banalität unserer Faszination für ›das Böse‹, das Literatur dringender braucht als ›das Gute‹.«
– Andreas Merkel, der Freitag
»In Frankreich ein großer Erfolg und 2002 verfilmt, hatte der Autor mit diesem Buch ein eigenes Genre gefunden.«
– Sophie Jung, taz
»Carrère bleibt allerdings dem Irdischen verhaftet, indem er sich schließlich, angewidert von der weinerlichen Eitelkeit Romands, von diesem abwendet und im Schreiben des ›Widersachers‹ nicht nur seine Version der Geschichte erzählt, sondern auch eine Ausdrucksform findet, die sein Werk prägen sollte, das ihn zu einem der bedeutendsten französischen Autoren der Gegenwartmachte.«
– Thomas Schaefer, Die Rheinpflaz
»[Seine Sprache] ist lebendig und lebensnah.«
– Claudine Borries, Leselupe
»Sich selbst in die extreme Geschichte eines mehrfachen Mörders hineinzufinden, mehrfach den Kontakt zu diesem zu suchen und daraus in der Schriftform weder etwas Reißerisches noch Kitsch oder eine moralisch zweifelhafte Fraternisierung werden zu lassen, ist eine literarische Meisterleistung.«
– René Pachmann, brotundglanz.blogpost.de