Malewitschs Ohrfeige dem modernen Geschmack
Buch

Malewitschs Ohrfeige dem modernen Geschmack

Die andere, russische Moderne

550 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Preis: 38,00 €
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Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1861 stellte sich die Frage, wie die tiefe Kluft zwischen den in Orthodoxie mit der Ikone lebenden russischen Bauern und der westlich orientierten Bildungselite überbrückt werden kann. Antwort: Indem auch die Bauern, und sei es mit Gewalt, zum modernen Wissen bekehrt werden. Doch die Bauern weigerten sich. Daher wurden einige, zuerst nicht ernst genommene Stimmen laut, die die »Umerziehung der Bauern« als ethisch nicht vertretbar ablehnten. Doch schon bald meldete sich eine neue Generation von Dichtern, Künstlern und erstaunlich viel Künstlerinnen zu Wort, die die von der Elite verachteten kulturellen Überlieferungen der Bauern sowie die Ikone aufzuwerten begann und ausgehend von diesen Überlieferungen nach einem eigenen Weg, jenseits des Hegemonialanspruchs der Moderne suchte. Da ihre Suche, die vor allem sozial motiviert war, jedoch den Überlegenheitsanspruch des modernen Wissens, das vom rationalistischen sowie atheistischen Fortschrittsglauben geprägt war, infrage stellte, sah Lenin in dieser Bewegung einen Angriff auf die Grundpfeiler des Marxismus und begann sofort nach seiner Machtergreifung, sie zu unterwandern, bis es ihm und seinen Nachfolgern tatsächlich gelang, sie völlig aus dem kulturellen Gedächtnis zu verdrängen. 


Noemi Smolik dekolonialisiert mit diesem Buch die bisherige Kunstgeschichtsschreibung und eröffnet neue Blickwinkel auf das aus heutiger Sicht bahnbrechend innovative Geschehen in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Buch
ISBN: 978-3-7518-2042-4
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Erscheint vorauss.: 19.09.2024
Schlagworte: Dostojewski, Chlebnikow, Tatlin, Russland, Ikonen, Slawismus, Orthodoxe Kirche, Moderne Kunst, Akademismus, Antimoderne, Malewitsch, Wrubel, Djagilew, Belyj, Lunatscharskij
  • Noemi Smolik

    Noemi Smolik wuchs in Prag auf, studierte in Köln und New York, promovierte 1987 in Kunstgeschichte. Sie unterrichtete an der HFBK Hamburg und Dresden. Ihre Beiträge zu zeitgenössischer und russischer Kunst erscheinen in der FAZ, in Artforum, e-flux, Frieze und im Kunstforum. 2020 erhielt sie den ... mehr