Paradigmenwechsel der Schinkelforschung
Der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) ist berühmt für seine Berliner Bauten. Weniger bekannt ist, dass der Künstler zeit seines Lebens Bilder malte, die in ihrer Qualität an die Arbeiten von Caspar David Friedrich oder Philipp Otto Runge heranreichen. Dieser Doppelbegabung geht Jörg Trempler in seinem Buch "Schinkels Motive" nach.
Es wird deutlich, daß Schinkel frei zwischen architektonischen Entwürfen und bildlichen Visionen kombiniert. Tremplers Methode legt offen, daß hinter den Motiven ein überraschender Plan steckte: Schinkel verfolgte den Gedanken einer neuen Bildsprache, die er sowohl für seine Malerei als auch für seine Architektur anwenden konnte. Durch diesen motivischen Zugang zu seinem Werk treten nicht allein die zahlreichen Bilder, Entwürfe und Theaterdekorationen wieder stärker hervor, der Leser gewinnt auch einen neuen Blick auf die Architektur. Sah man in den letzten Jahren in Karl Friedrich Schinkel den Wegbereiter einer konstruktiven Moderne, erscheint der oftmals allzu kühl und rational dargestellte Künstler nach der Lektüre von "Schinkels Motiven" überraschend bunt. Das Buch strebt darin nicht weniger als ein Paradigmenwechsel in der Einschätzung des wegweisenden Künstlers an.