Lesung und Gespräch

Anne Haeming liest vorab aus »Der gesammelte Joest«

Freitag 25.11.2022, 20:00 Uhr, Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln + online
Anne Haeming liest vorab aus »Der gesammelte Joest«

Im Rahmen der Veranstaltung »Wer ist Joest?« – Zum 125. Todestag von Wilhelm Joest.

Am 25.11.1897 starb der Ethnologe Wilhelm Joest auf einem Dampfer im Pazifik, unterwegs von Santa Cruz nach Sydney. Zu seinem Todestag 125 Jahre später nimmt der Abend den Sammlungsbegründer des Hauses kritisch in den Blick: mit einer Vorablesung von aus Anne Haeming Biographie »Der gesammelte Joest« und einer anschließenden Gesprächsrunde rund um die Frage, wie sich über einen ethnologischen Sammler der Kolonialzeit heute forschen und erzählen lässt.

Ein Ruder aus Guyana, eine Flechtkiste aus Sulawesi, ein Perlengürtel von der Ilha de Moçambique, ein Album voller Visitenkarten, Zeitungsschnipsel: alles Objekte, die das Leben von Wilhelm Joest spiegeln: 1852 geboren war er einer der vielen Reisenden, Sammler und Fotografen des 19. Jahrhunderts. Als wohlhabender unabhängiger Forscher mit eigenen Interessen und Sammlungsbegründer des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln war er Teil des Netzwerks um den Gründungsdirektor des Berliner Museums für Völkerkunde Adolf Bastian und den Universalgelehrten Rudolf Virchow. Joest selbst war einer aus der zweiten Reihe, getrieben davon, immer nur weg zu wollen – und sich vor allem nicht zu langweilen. Erst mit 30 fand er in der Ethnologie endlich einen Grund, dieses Leben zu leben: Er reiste, sammelte Objekte, forschte – und schrieb darüber. In seinen dichten Tagebüchern, in Reportagen, die er von unterwegs an Zeitungen schickte, Reisebüchern, die zu Bestsellern wurden, und in Briefen und sorgfältig recherchierten wissenschaftlichen Texten. 1896 brach er auf in die Südsee, auf unbestimmte Zeit. Ein Jugendtraum. Von dieser Reise sollte Joest nicht mehr zurückkehren. Anne Haeming skizziert ein multiperspektivisches Bild eines Mannes und seiner von Widersprüchen und imperialem Machtstreben bestimmten Zeit. Sie erzählt ein Leben zwischen Reisen, Forschen, Sammeln und dem Berliner Alltag zwischen Museum, Auktionshaus, Kneipen und Tiergartenviertel. Dabei lenkt sie den Blick auf die tragischen Zusammenhänge von Kolonialismus, ethnografischen Objekten, Karrierismus und Nationalpolitik.

Im anschließenden Gespräch diskutiert Anne Haeming zusammen mit Carl Deußen, Yagmur Karakis und Belinda Kazeem-Kamiński.

»Der gesammelte Joest« erscheint im Frühjahr bei Matthes & Seitz Berlin.

Ort

Rautenstrauch-Joest-Museum
Cäcilienstraße 29-33
13156 Köln

Weitere Informationen

Eintritt: frei

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