Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Zu Gast im Bergson«
An drei Abenden ist Matthes & Seitz Berlin mit seinen Autorinnen und Autoren aus dem Imprint Rohstoff ins Bergson eingeladen.
Am zweiten Abend werden Anton Artibilov und David Link aus ihren Büchern »Schöne Geister« und »Pandaemonium« lesen. Den Abend wird Marie Schoeß moderieren.
Rohstoff ist ein Verlag für neue deutschsprachige Texte: Prosa, Essay und Poesie zwischen Wagnis und Beharrung, moralisch experimentell, ästhetisch gewagt, unbeugsam, unangepasst. Diese Ressourcen fördert Rohstoff und bietet auch Raum für das Experimentieren mit Gattungen, Stilen und Wahrnehmungsweisen – mit all ihren Eigenheiten und Ausschweifungen, Brüchen und Möglichkeiten. Frei von Trends und den Ansprüchen der Gegenwart ist Rohstoff ein Ort, an dem neue literarische Horizonte und die Klassiker von morgen entstehen.
Anton Artibilov »Schöne Geister«
Ein Nachtwächter, der über die Bedeutung des Dao nachdenkt. Eine junge Frau, die ihren Vater verachtet, weil er nicht gedient hat. Zwei Teenager in einem rosafarbenen Pool hinter dem Haus einer wütenden Oma. Der Feind, der einem im Zug gegenübersitzt. Ein Tinderdate, das sich nach Jahren wieder über den Weg läuft. Eine Urbanistikstudentin auf der abenteuerlichen Suche nach ihrer Großmutter. Ein Empath auf der Fahrt zur Counterculture Hall of Fame. Frühstücksgespräche in der WG von Hegel, Schelling und Hölderlin. Picasso und ein Wehrmachtsoldat, Nikola Tesla, Tony Hawk, Benjamin von Stuckrad-Barre und unzählige andere schöne Geister tummeln sich in Anton Artibilovs wahnwitzigem Wimmelbild der Gegenwart. Atemlos werden da Diamanten geschmuggelt, Romane mit Videospielen nachgestellt, Yuri Gagarin fällt wie ein Sack nasser Kartoschki aus dem zweiten Stock, und immer wieder fährt die Wirklichkeit mit voller Wucht gegen die erzählerischen Mauern – rasend, unvorhersehbar und ungemein komisch.
Anton Artibilov wurde 1996 in Charkow geboren und zog mit seinen Eltern 1999 nach Leipzig. Er studierte Philosophie, Anglistik / Amerikanistik, Szenisches und Literarisches Schreiben in Dresden, Berlin und Leipzig. 2022 erschien seine Erzählung »Mausoleum Mann« im Sukultur Verlag. Seine Theaterstücke wurden bereits an mehreren Theatern aufgeführt und seine Miniserie »French Flamingo Fucker« verfilmt. Momentan lebt und arbeitet Anton Artibilov bei seinen Freunden oder Verwandten auf dem Sofa.
David Link »Pandaemonium«
Pandaemonium, das ist zunächst der Unort, Raum des Irrsinns und der Unvernunft, ist jenes Reich, in dem Dämonen, all das Grauen, das Abjekte am Gedärm und Überfluss der Gegenwart sich gütlich tun. Pandaemonium, das ist vor allem aber auch zugleich, wie David Link mithilfe seiner generativen Software »Poetry Machine« beweist, ein Ort der Möglichkeit, des unverhofften Lustgewinns und glücklichen Zufalls, wo nicht der Mensch sich selbst im computergenerierten Fabrikat erblickt, vielmehr erkennbar wird, was geschieht, wenn Algorithmen endlich frei von Effektivität, Finit- und Determiniertheit drehen, sich entfalten dürfen: Gespeist mit literarischen Werken, Artikeln aus Tageszeitungen, Lied- sowie informationstheoretischen Texten geriert sich hier ein Programm, das nicht auf Kontrolle und Vorhersagbarkeit zielt, sondern, ohne seinen technischen Charakter jemals zu verbergen, gleich einem fantastisch-fanatischen Fiebertraum Anteil nehmen lässt an der Geburt der Poesie aus dem Geist der Maschine.
David Link, 1971 in Düsseldorf geboren. Künstler, Medientheoretiker und Programmierer. Lebt und arbeitet in Köln. Seine künstlerischen Arbeiten werden weltweit auf Festivals und in Museen gezeigt. Ausstellungen (Auswahl): Arnolfini, Bristol, UK (2010); documenta 13, Kassel (2012); Microwave Festival, Hong Kong (2012); YCAM Yamaguchi, Japan (2013); ZKM, Karlsruhe (2015, 2018, 2019–2022); CCCB Spanien (2016); Manchester Art Gallery, UK (2016); MAK, Wien, Österreich (2019); Crone Galerie Wien Berlin (2021, 2022); Shenzhen Museum of Contemporary Art, China (2023).