Im Rahmen des Europäischen Festivals des Debütromans 2024
Als Helene ihre Eltern kurz vor Weihnachten besucht, wirken die Räume des vertrauten Hauses seltsam hohl, als ließen sie sich trotz aller Bemühungen nicht mit Leben füllen. Der Anlass für ihren Besuch ist die Scheidung der Eltern. Irritiert beobachtet die Tochter jede ihrer Regungen, seziert sie voller Sprachwitz und zerlegt sie in ihre Einzelteile, die sich zu einem Familienbild bürgerlicher Prägung zusammensetzen: Thomas, der Vater, ist Arzt, aber weil er keine Menschenkörper mag, berät er lieber ein Pharma-Unternehmen. Die Mutter Irene hat Lehramt studiert, um nach der Geburt der einzigen Tochter doch Haus und Herd zu ihrem Arbeitsfeld zu machen. Und Helene selbst ist erfolgreiche Künstlerin mit Einzelausstellungen in London und Kopenhagen, einer Assistentin und einem Galeristen. Jetzt soll sie dabei helfen, den Besitzstand genauso wie den emotionalen Ballast der vierzig Ehejahre zu sortieren. Doch dann stürzt die Mutter die Treppe hinunter, bricht sich die Hüfte und plötzlich taucht auch die verschwunden geglaubte Kindheitsfreundin Molly wieder auf. Humorvoll und in starken Bildern erzählt Hohle Räume von der Familie nicht mehr als einem Ort psychologischer Abgründe, sondern als kleinstmöglicher sozialer Einheit, in der die Aufstiegsgeschichte der Babyboomer genauso zu erkennen ist wie der Klassenumstieg ihrer Kinder – und wo Sofas, Töpfe und Fensterläden nicht bloß Alltagsgegenstände sind, sondern subtil über Werte, Überzeugungen und Sicherheiten Auskunft geben.
Den Auftakt des Festivals bildet das große Lesefest am 23. Mai mit 12 Teilnehmer*innen im Literaturhaus SH. Von 18:30 bis ca. 23 Uhr lesen die Schriftsteller*innen aus Ihren Debütromanen in Originalsprache und auch erste Übersetzungen werden vorgetragen. Zwischen den einzelnen Lesungen gibt es natürlich kleine Pausen. Das Festival findet vom 23.5. bis zum 26.5.2024 statt. Die Teilnehmer*innen des Europäischen Festivals des Debütromans präsentieren Literaturinteressierten ihre Werke in Lesungen aus dem Original. Mit Gesprächen und Lesungen, mit den Texten in Originalsprache und Probeübersetzungen ins Deutsche, Englische und ins Französische, wird das Lesefest regelmäßig zu einem Ort europäischer Begegnungen.