Lesung und Gespräch

Sebastian Köthe und Sandra Hetzl präsentieren »Gedichte aus Guantánamo«

Donnerstag 23.03.2023, 19:00 Uhr, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, Berlin

Im Rahmen der Lesereihe »Berliner Gegenwartsliteraturen«

Ausgehend von Berlin als Anziehungspunkt für und Produktionsstätte von Literat:innen spüren die Kulturjournalistin Lara Sielmann und der Autor Tillmann Severin in „Berliner Gegenwartsliteraturen“ Themen und Motiven ihrer literarischen Gäste in der Berliner Stadtgesellschaft nach. Die Lesereihe versteht sich als diskursiv in diesem Sinne, dass diese Bezüge filmisch, auditiv und durch Gäst:innen erweitert werden – eine Art Live-Feature als Lesungsformat. In der Auftaktveranstaltung der Reihe sprechen Tillmann Severin und Lara Sielmann mit Sebastian Köthe und Sandra Hetzel über ihre Publikation »Gedichte aus Guantánamo«. Außerdem ist zu Gast der Berliner Verein Tatort Zukunft, der sich für einen gerechten, humanen und effektiven Umgang mit Kriminalität einsetzt.

Guantánamo Bay aus Perspektive der Gefangenen: Zweinundzwanzig Gedichte dokumentieren die Folter im berüchtigten Lager und die Sehnsüchte und Menschlichkeit ihrer Autoren Mindestens 780 muslimische Männer waren im extraterritorialen Gefangenenlager der USA in Guantánamo inhaftiert: Bauern und Händler, Ärzte und Entwicklungshelfer, Geflüchtete und Reisende, Taliban- und al-Qaida-Angehörige. Ohne Zugang zu rechtsstaatlichen Verfahren wurden sie über Jahre gefoltert. Mit Guantánamo ging es nicht um Gerechtigkeit oder Geheimdienstinformationen, sondern um eine Bildpolitik der Macht und Herrschaft der Vereinigten Staaten. Weniger bekannt ist jedoch, wie die Gefangenen Widerstand leisteten und zu überleben versuchten: Sie lehrten einander Sprachen und Bräuche, traten in Hungerstreik und wählten Vertreter, sie malten in den Sand oder sangen zusammen. Und sie schrieben Gedichte. Diese kleinsten Einheiten des schöpferischen Widerstands stehen bis heute unter Verschluss, als wäre Poesie etwas, das noch den mächtigsten Staat zu Fall bringen kann. Bekannt ist nur diese Auswahl von zweiundzwanzig Gedichten, die nach einer Übertragung ins Englische nun erstmals auf Deutsch vorliegen. Ihrer Entstehung, Überlieferung und historischen Verortung in einer langen Tradition poetischen Widerstands geht Sebastian Köthes Nachwort nach, das dazu einlädt, diese Texte gleichzeitig als Zeitdokumente und als Zeugnisse der Menschlichkeit ihrer Verfasser zu lesen.

Ort

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim
Schloßstraße 55 /Otto-Grüneberg-Weg
14059 Berlin

Weitere Informationen

Eintritt: frei
Moderation: Tillmann Severin und Lara Sielmann

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