Wovon eigentlich spricht die Musik? Gregor Dotzauer im Gespräch mit Claus-Steffen Mahnkopf

Donnerstag 27.04.2023, 19:15 Uhr, Mendelssohn Haus, Kammermusiksaal im Gartenhaus, Leipzig

Im Rahmen von »Leipzig liest«

Gregor Dotzauer, 1962 in Bayreuth geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft, bevor er anfing für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Zeit“ und die „Süddeutsche Zeitung“ über Literatur und Film zu schreiben. 1999 kam er als Literaturredakteur zum „Berliner Tagesspiegel“: Dort ist er verantwort-licher Redakteur über Sachbücher schreibt und sich regelmäßig zu Musik und geistes-wissenschaftlichen Themen äußert. 2009 erhielt er den „Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik“. Dotzauer hat für Zeitschriften wie „text + kritik“, „Kursbuch“ oder „Sinn und Form“ hat er zahlreiche Essays verfasst. In seinem literarischen Essay „Schläft ein Lied in allen Dingen. Über Musik, Moment und Erinnerung“ (Matthes & Seitz Berlin) erkundet Gregor Dotzauer, was es heißt, mit Musik zu leben. Ein halbes Jahrhundert nach der Golden Record, die an Bord von zwei Voyager-Sonden mit Klängen und Geräuschen aus aller Welt in den in-tertellaren Raum aufbrach, durchquert er in seinen philosophischen und poetischen Betrachtungen die unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen. Entlang der eigenen Hörbiografie denkt er über das Verhältnis von Aufmerksamkeit und Gewöhnung, Originalität und Epigonentum, Komposition und freier Improvisation nach. Er stürzt sich in die Abenteuer unscheinbarer Jazzclubs und verzweifelt beim Erlernen der chinesischen Qin-Zither. Er verliebt sich auf YouTube in eine indonesische Pop-sängerin und sucht Trost im Schweigen der Steine. Landschaften werden zu Musik, Musik wird zu Landschaften. Erinnertes und halb Vergessenes, Wirkliches, Geträumtes und Mythisches wie die Posaunen von Jericho bilden dabei ein Ganzes. In eindringlichen Meditationen über Henry Purcell und Morton Feldman, Johann Sebastian Bach und John Coltrane, Stevie Wonder und Richard Strauss versucht er, dem gerecht zu werden, was eigentlich nur die Musik selbst aussprechen kann.

Claus-Steffen Mahnkopf, 1962 in Mannheim geboren, studierte Komposition, Musiktheorie, Klavier, Musikwissenschaft, Philosophie und Soziologie, u.a. bei Brian Ferneyhough, Klaus Huber und Jürgen Habermas. Er ist seit 2005 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, Herausgeber der Zeitschrift „Musik & Ästhetik“ und Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Sein kompositorisches Werk umfasst alle Gattungen und wird regelmäßig von renom-mierten Klangkörpern und auf großen Festivals aufgeführt. | Wie entsteht Musik? Weder bringen Komponisten zu Papier, was ihnen höhere Mächte zufliegen lassen, noch üben sie ein reines Handwerk aus, dessen Regeln auch Algorithmen über-nehmen könnten. Sie antworten auf ein tiefes Grundbedürfnis der Menschen, die Stille mit geordneten Klängen zu füllen. Claus-Steffen Mahnkopf erzählt in seinem Buch „Die Kunst des Komponierens. Wie Musik entsteht“ (Reclam Verlag) anschaulich und ohne Notenbeispiele, wie die Musik in die Welt kam und wie neue Musik entsteht. Er räumt auf mit den Klischees von Geniekult und schlichtem Handwerk und zeigt die Vielfalt der Herangehensweisen: Selbst die Zeitgenossen Mozart und Beethoven hatten ein extrem unterschiedliches Kunst- und Selbstverständnis. Und auch Pop und Jazz entstehen ganz anders als »klassische« Werke. Mahnkopf zeigt, wie sich das »Berufsbild« des Komponisten entwickelte, wie musikalischer Fortschritt entsteht und wie eine Musik der Zukunft aussehen könnte. Ein Buch für alle Musikliebhaber, die ihre Leidenschaft besser verstehen möchten.

Ort

Mendelssohn Haus, Kammermusiksaal im Gartenhaus
Jägerstraße 51
10117 Leipzig

Weitere Informationen

Eintritt: frei

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