Wie inszeniert sich die Liebe und wie lässt sie sich darstellen? Und: Wo verläuft die Grenze zwischen Täuschung und Wahrheit, Leben und Kunst? Darüber sprechen Thomas Meinecke und Angela Steidele mit dem Journalisten und Literaturkritiker Michael Kohtes.
»Lust ist der einzige Schwindel, dem ich Dauer wünsche.« Walter Serner, Letzte Lockerung
Thomas Meinecke und Angela Steidele loten jeweils auf ihre eigene Weise ein Panoptikum der Selbstinszenierungen im Feld der Liebe aus: Meineckes neuer Roman »Selbst« ist angesiedelt in der Gegenwart: Die Mode-Redakteurin und Kunsthistorikerin Eva produziert zusammen mit Genoveva, einer autodidaktischen Sexualwissenschaftlerin, und Venus, einem androgynen Model, Modestrecken in der Baustelle der Europäischen Zentralbank Frankfurt. Alle drei suchen nach Zärtlichkeit jenseits einer von Sigmund Freud, Michel Foucault oder Judith Butler als Gefängnis geschilderten Sexualität. Drei Hauptfiguren in einem mal platonischen, mal erotischen Liebesreigen. Liebesirrungen und -wirrungen indes faszinieren auch Angela Steidele, die in ihrem jüngst mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichneten historischen Briefroman in die Zeit des Märchenkönigs Ludwig II. reist, um die Geschichte einer besonderen Liebe zu erzählen: Rosenstengel zog als Prophet umher, kämpfte als Musketier im Spanischen Erbfolgekrieg und heiratete mit kirchlichem Segen, um schließlich der Maskerade überführt zu werden. Denn Rosenstengel war in Wahrheit eine Frau mit Namen Catharina Linck. Nachdem man auch noch eine »lederne Wurst« in ihrer Hose entdeckte, mit der sie die Ehe vollzogen und »unterschiedliche Wittwen caressiret« hatte, führte man sie 1721 dem Henker vor. Geht Liebe und Lust immer auch mit Schwindel einher? Wie inszeniert sich die Liebe und wie lässt sie sich darstellen? Und: Wo verläuft die Grenze zwischen Täuschung und Wahrheit, Leben und Kunst? Darüber sprechen Thomas Meinecke und Angela Steidele mit dem Journalisten und Literaturkritiker Michael Kohtes.
22.-25.09.2016
HOCHSTAPELN
Ein Literaturfestival über Inszenierung und Täuschung im Literaturhaus Stuttgart
Das Festival des Hochstapelns lädt Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Journalist*innen ins Literaturhaus ein und beleuchtet mit ihnen die Zwiespältigkeit und Doppelbödigkeit der Hochstapelei und Täuschung in Literatur, Kunst, Geschichte und Gegenwart. Eine Veranstaltung des Literaturhauses Stuttgart. Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, von der Bundeszentrale für politische Bildung und von der Robert Bosch Stiftung.
Lesung
Liebesschwindelerregt - Buchpremiere, Lesung und Gespräch mit Angela Steidele und Thomas Meinecke
Freitag 23.09.2016, 21:00 Uhr, Literaturhaus Stuttgart, Stuttgart
Ort
Literaturhaus Stuttgart
Breitscheidstraße 4
70174 Stuttgart
Weitere Informationen
Eintritt: kostenpflichtigPreis: N.N.
Moderation: Michael Kohtes