Lesung und Gespräch

Erinnern, Vergessen, Schweigen: Antisemitismus in Ost und West

Dienstag 14.05.2024, 19:00 Uhr, Theater Mageburg, Schauspielhaus, Kammer 2, Magdeburg

Autorinnenlesung und Gespräch mit Stella Leder und Katharina Peter

Während Stella Leder in dieser Doppellesung mit ihrem Roman »Meine Mutter, der Mann im Garten und die Rechten« Einblicke in ihre deutsch-jüdische Familiengeschichte gibt, erzählt Katharina Peter in ihrem Debütroman „Erzählung vom Schweigen“ vom Aufwachsen einer Nach-68er-Generation im Westen Deutschlands. Moderiert wird der Abend von der Literaturwissenschaftlerin Dr. Anja Thiele. Stella Leder rannte als Jugendliche vor Neonazis davon; von ihrer Lieblingslehrerin wurde sie für die Politik Israels verantwortlich gemacht; und die Einsicht in die Stasi-Akten ihrer Mutter offenbarte den Antisemitismus in ihrer eigenen Familie. Stella Leder, Enkelin des bekannten jüdischen Schriftstellers und Literaturfunktionärs Stephan Hermlin, die sich als Erwachsene entschied, Antisemitismus auch beruflich zu bekämpfen, erzählt die Geschichte ihrer Familie, vom Leben auf gepackten Koffern, aber auch von einem Verfolgungstrauma und der Verharmlosung des Antisemitismus – und davon, dass Deutschland weder in Ost noch in West je einen richtigen Umgang mit beidem gefunden hat. Katharina Peters Roman »Erzählung vom Schweigen« fächert die Familiengeschichte der Hauptfigur Karolina Estor auf. Als drittes Kind wächst sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Mit schmerzlich-lakonischer Offenheit verknüpft Katharina Peter Erinnerungsflicken ihrer Protagonistin zu einem Teppich deutscher Geschichte, rekonstruiert anhand eines Familienarchivs verschwiegene Schuld. Schonungslos und mutig, erschreckend und tröstlich dringt Peters Debütroman tief in die Geschichte ein und legt die Grundlagen unserer Gesellschaft bloß.

In Kooperation mit dem Literaturhaus Magdeburg und dem Institut für Neue Soziale Plastik.

Ort

Theater Mageburg, Schauspielhaus, Kammer 2
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Weitere Informationen

Eintritt: kostenpflichtig
Preis: 12,00 Euro (€)
Moderation: Anja Thiele

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